Evelyn Richter „Von der Latenz der Bilder“ Fotografien aus den 2000er Jahren

26. Juni bis 25. September 2021

Stillgehaltene Zeit
Mit „Von der Latenz der Bilder“ widmet die Leica Galerie Konstanz einer der bedeutendsten Fotografinnen der deutschen Nachkriegszeit eine eigene Ausstellung: Evelyn Richter.

Ein Mann in der U-Bahn, vertieft in sein Buch; ein Schreibtisch im Moskauer Michail-Bulgakow-Museum, bedeckt mit Büchern und Schreibutensilien; ein junger Mann in Lederjacke vor einem Pop Art-Portrait von Marylin Monroe: Evelyn Richter versteht es meisterhaft, alltägliche Momente auf Film zu bannen – die Zeit für einen Augenblick anzuhalten, sich geduldig im Raum zu orientieren und das Gesehene festzuhalten. Ihre Kompositionen bestechen durch Leichtigkeit, durch die Verbindung aus Spontaneität und sorgfältigen Arrangements mit dem Gespür für den richtigen Moment.

Evelyn Richter, 1930 in Bautzen geboren, ist vor allem bekannt für ihre Fotos der DDR, in denen sie die Realität der Republik schonungslos und doch mit so viel Feingefühl abbildete – sie zeigte, wie die FAZ schrieb, „die Rückseite der Utopie“, und es sind vor allem diese Bilder, die lange Zeit die öffentliche Wahrnehmung von Evelyn Richter bestimmten.

2013 entdeckte man in ihrem Haus rund 70 Filme, die sie aufgrund ihres Alters nicht mehr selbst entwickeln konnte. Es waren Aufnahmen von Reisen nach New York, Moskau, Venedig und London, aber auch ins beschauliche Wörlitz und in die rumänische Region Maramureş, entstanden in den 2000er Jahren. Sie zeigen Menschen in stillen Momenten, im Restaurant, Museum oder der Metro, außerdem vereinzelte Landschaftsaufnahmen – und dazwischen immer wieder Selbstportraits der Fotografin, oftmals verschleiert durch Spiegelungen und Licht-Schatten-Spiele. Diese neuen Bilder sind eine Erweiterung des bekannten Schaffens von Evelyn Richter – qualitativ wie quantitativ. Zwischen diesen und ihren früheren Bildern mögen 20, 30, gar 40 Jahre liegen, und doch zeigen sie, dass sich die Menschen in ihren stillen, unbeobachteten Momenten nicht verändert haben. Und auch Richters Herangehensweise ist unverändert: die der unauffälligen Betrachterin, die ausgewählte, echte Momente festhält, dabei aber die Fotografie stets als Kunst versteht und einsetzt.

40 Bilder umfasst die Ausstellung „Von der Latenz der Bilder“, die man, wie Agnes Matthias im gleichnamigen Buch schreibt, weniger als Spätwerk Evelyn Richters begreifen solle, „denn vielmehr als Ausdruck ihrer ungebrochenen Neugier und Offenheit für die Menschen und ihre lebensweltliche Situation – ganz gleich, wo sie auf sie gestoßen ist“.

Dorothea Cremer-Schacht, Freie Kuratorin | Projektgruppe Fotografie am Bodensee
Franzis von Stechow, Lichtbildnerin | Kuratorin dieser Ausstellung, Projektgruppe FaB

 

Foto 01: Biennale Venedig 2009
Foto 02: London 2007
Foto 03: Selbstporträt Bulgakow Museum Moskau 2012
Foto 04: Selbstportrait Tate Modern London 2017
Foto 05: Moscow 2012
Foto 06: Moscow 2012
Foto 07: Wörlitzer Park undatiert
Foto 08: Wörlitzer Park undatiert

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Interview mit Peter Richter und Jörg-Peter Rau anlässlich der Ausstellung von Evelyn Richter in der Leica Galerie Konstanz am 02.07.2021

Anlässlich der Evelyn Richter Ausstellung „Von der Latenz der Bilder“ – Fotografien aus den 2000er Jahren – entstand das Interview zwischen ihrem Bruder Peter Richter und Zeitungsredakteur Jörg-Peter Rau. Sie sprechen über die Arbeiten von Evelyn Richter und ihr Leben. Die Ausstellung ist noch bis 26. September 2021 geöffnet.

INFORMATIONEN

Ausstellungsdauer: 03. Juli 2021 bis 25. September 2021
Vernissage: Freitag, den 02. Juli 2021, Beginn: 19.00 Uhr. Der Eintritt ist frei!
Führung: Samstag, den 03. Juli 2021, 10.30 Uhr und 12.30 Uhr

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag: 10.00 – 18.30 Uhr
Samstag: 09.30 – 14.00 Uhr

Oder nach Vereinbarung