Es gibt einen roten Faden, der sich durch das Gesamtwerk des Fotokünstlers Dieter Blum zieht, nämlich die Faszination an der Bewegung. An der Eleganz der Bewegung. An der Kraft der Geschwindigkeit. An der Stille des Innehaltens inmitten der Dynamik.
Diesem Topos hat Blum in den unterschiedlichsten Bereichen nachgespürt. Und oft resultierten daraus neue Sichtweisen, z.B. auf Autos und auf Maschinen. Aber im Laufe seiner Karriere kristallisierten sich zwei Bereiche heraus, beide Herausforderungen für den Fotografen: der Tanz und der Cowboy.
Tanz und vor allem Ballett ist die perfektionierte Bewegung des menschlichen Körpers. Die Beherrschung eines jeden Muskelstrangs. So souverän ausgeführt, als seien die Abläufe mühelos. Das festzuhalten und zu würdigen ist seit jeher Blums Unterfangen: die damit einhergehenden Emotionen, die Eleganz der Anstrengung, die somit ausgedrückte Musik, der uralte Wunsch, fliegen zu können, alles im Bild gebannt. Aber so, dass wir immer noch den Atem anhalten angesichts solcher Schönheit in der Schwebe. Und um sicherzustellen, dass die grazilen Körper in ihrer Gesamtheit zur Geltung kommen, ließ Blum die Tänzer nackt auftreten, unverhüllt, denn, wie Reid Anderson, ehemaliger Intendant des Stuttgarter Balletts sagte „das Instrument der Tänzer ist ihr Körper. Ein wundervoll eingestelltes, fein geschliffenes und außerordentlich gut trainiertes, ausdrucksfähiges Werkzeug.“ Was Blum mit seinen Nackt-Tanz-Bildern zeigt, ist genau dieses Wunder in seiner ganzen Dynamik.
Die Arbeit des Cowboys ist hingegen die perfektionierte Bewegung in Einheit mit dem hochtrainierten Pferd. Auf Blums Cowboy-Fotos sehen wir sie, muskulös und schnaubend. Aber Blum fotografierte nicht etwa den einsamen Marlboro-Cowboy mit Hut und Pferd. Er zeigt vielmehr den Mann in voller Bewegung, der mit seinem Pferd verschmolzen ist. Blums Cowboys haben keine Zeit einsam zu sein, denn sie sind unterwegs. Sie stehen in Gruppen zusammen, sind aktiv und dynamisch, „denn das Leben ist der Atem eines Büffels in der Kälte des Winters, und es ist der lange Schatten, der durchs Gras läuft,“ wie Crowfoot, Chief der Siksika First Nation, es vor 150 Jahren formulierte. Blums Bilder fangen dieses Licht der weiten Prärie und die Bewegung der Pferde mit ihren Cowboys in all ihrer Schönheit ein. Einmal mehr verschlägt es uns den Atem.
Text: Jeremy Gaines
Foto 01: „Wild 1“ – 1998 – Utah
Foto 02 bis 09: Hängung in der Leica Galerie Konstanz
INFORMATIONEN
Ausstellungsdauer: 31. Oktober 2020 – Die Ausstellung bis zum 19. Juni 2021 verlängert!
Vernissage: Freitag, den 30. Oktober 2020, Beginn: 19.00 Uhr, der Künstler ist bei der Vernissage anwesend. Der Eintritt ist frei!
Führung: Samstag, den 31. Oktober 2020, Beginn: 12.00 Uhr
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag: 10.00 – 18.30 Uhr
Samstag: 09.30 – 14.00 Uhr
Oder nach Vereinbarung